B E R E T H E L M U S[1]

Bischof von Köln möglicherweise von 753 bis 762/764, bezeugt im Jahr 762

Neun Bischöfe[2], darunter Berethelmus[3], und zwölf Grafen[4] bezeugen das am 13. August 762[5] in Trisgodros[6] villa puplica ausgestellte königliche feierliche Diplom[7]: Pippin mit seiner Frau Bertrada übertragen dem Kloster Prüm[8], das sie auf der Grenze des Bidgaus und des Ardennengaus[9] gegründet haben[10], etliche Güter in verschiedenen pagi[11]; Pippin bestätigt auch frühere Schenkungen, stellt das Kloster unter seinen Schutz und erteilt ihm die freie Abtswahl [12] .
Die verschiedenen Bischofslisten von Köln[13], deren ältesten Teil Ende des 9. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde[14], bringen Berthelmus (Bernhelinus, Berehthelmus, Berterinus, usw.) zwischen Hildiger[15] und Ricolfus[16], einige sub Pippino et Karolo[17], andere mit einer Amtszeit von 10 Jahren[18]. Sein obit wird im 17. Jahrhundert am 05. Februar vermerkt[19].


[1] Berehthelmus, Berthelmus, Bernhelinus, Berterinus, Bertholinus.
[2] Genebaudus (von Laon), Gauzlenus (Le Mans), Fulcharicus (Tongern-Lüttich), Adalfredus (Noyon), Vulframnus (Meaux), Megingaudus (Würzburg), Berethelmus (Köln), Basinus (Speyer), Wiemadus (Trier).
[3] Signum + Berethelmi episcopus: Dieser Name erscheint später öfters in den Urkunden des Lorscher Chartulars (Förstemann Ernst, Altdeutsches Namenbuch, 1: Personennamen, Bonn, 1900, Neudruck München 1966, Sp. 289).
[4] Signa von Pippins Söhnen Karl und Karlmann, von neun Bischöfen und zwölf Grafen. Hauck Karl, Von einer spätantiken Randkultur zum karolingischen Europe, in: Frühmittelalterliche Studien 1, 1967, 3-93, hier S. 88 spricht von der "Unterzeichnung durch das ganze arnulfingisch-karolingische Haus und seine geistliche und weltliche >Freundschaft<". Ein Passus des zweifelhaften "Testaments" Bischof Eddos von Strasbourg/Straßburg, das am 13. März 762 ausgestellt sein soll, berichtet von der Erneuerung des Klosters Ettenheim cum consilio supradicti gloriosi regis Pippini et consensu omnium amicorum principumque eius (Schmid Karl, Oexle Otto Gerhard, Voraussetzungen und Wirkung des Gebetsbundes von Attigny, in: Francia 2, 1974, 71-122, hier S. 107; Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini 496-918. I: Quellenband, hg. von Albert Bruckner, 1949, Nr. 193 S. 118). Es besteht die begründete Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit dieser "Freundschaft" und dem Gebetsbund der Synode von Attigny vorliegt (Hauck, ebd., S. 88-89 und Anm. 284).
[5] Verlorenes Original. Überlieferung: Abschrift des 10. Jahrhunderts im Liber aureus Prumiensis fol. 2a-4a (Faksimile S. 15-19 in: Das "Goldene Buch" von Prüm. Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, hg. im Auftrag des Geschichtsvereins "Prümer Land" e.V., Nolden Reiner, Trier, 1997). Drucke in Auswahl: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Grossen, bearb. von Engelbert Mühlbacher u. a., in: Monumenta Germaniae historica –fortan MGH-, Diplomatum Karolinorum 1, Hannover 1906, Neudruck München 1991, Nr. 16 S. 21-25; Beyer Heinrich, Urkundenbuch der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Coblenz, 1860, Neudruck Aalen, 1974, Nr. 16 S. 19-22; deutsche Übersetzung: Nolden, ebd., Nr. 4 S. 254-257. Vgl. Wampach Camille, Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, 1, Luxemburg, 1935, Nr. 26 S. 29; Böhmer Johann Friedrich, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 715-918, neubearb. von Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner (Innsbruck ²1908), mit Ergänzungen von Carlrichard Brühl – Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966, Nr. 95 S. 48-49; Oelsner Ludwig, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig, 1871, S. 357-358.
[6] Es könnte sich um das heutige Treis (Gemeinde Treis-Karden, Rheinland-Pfalz, Lkr. Cochem-Zell) handeln (Heinzelmann Josef, Der Weg nach Trigorium… Grenzen, Straßen und Herrschaft zwischen Untermosel und Mittelrhein im Frühmittelalter sowie Halfer Manfred, Trigorium. Namenkontinuität im Rhein-Mosel-Dreieck, beide in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 21, 1995, S. 9-132 und 133-151).
[7] Der diesjährige militärische Erfolg Pippins gegen den aquitanischen Herzog Waifar (Oelsner, wie Anm. 5, S. 350-352) wird die Solennität der Prümer Urkunde erklären (Hauck, wie Anm. 4, S. 89-90).
[8] Rheinland-Pfalz, Lkr. Bitburg-Prüm.
[9] […] infra terminos Bidense atque  Ardinne […]: siehe Manfred van Rey, Die Lütticher Gaue Condroz und Ardennen im Frühmittelalter. Untersuchungen zur Pfarrorganisation, in: Rheinisches Archiv 102, Bonn, 1977, S. 153 und Karte 4.
[10] In Wirklichkeit handelt es sich um eine Neugründung, da das Kloster schon 721 durch Bertrada und ihr Sohn Charibertus, zukünftiger Pippins Schwiegervater, gestiftet wurde (Das "Goldene Buch" von Prüm, wie Anm. 5, fol. 82a-83a, S. 177-179, 252-253).
[11] Karosgau, Moselgau, Bidgau/Bitgau, Eifelgau, Ribuarien, Speyergau, Lommegau.
[12] Die manchmal vertretene Deutung des Textes, wonach die zukünftigen Äbte aus der Kongregation von Romanus und Vulframnus von Meaux gewählt werden sollen, ist widerlegt worden (vgl. Wagner Wolfgang Eric, Zum Abtswahlprivileg König Pippins für das Kloster Prüm von 762, in: Deutsches Archiv fü Erforschung des Mittelalters 57, 2001, 149-156).
[13] MGH Scriptorum –fortan SS- XIII, Hannover 1881, Nachdruck 1963, ed. O. Holder-Egger, S. 282-286; MGH SS XXIV, Hannover 1879, Nachdruck 1964, ed. H. Cardauns, S. 332-367; Duchesne L., Fastes épiscopaux de l'ancienne Gaule. 3: Les provinces du Nord et de l'Est, Paris, 1915, S. 175-178. Vgl. Oediger Friedrich W., Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, 1 (313-1099), in: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21, 1954-1961, S. 34 Nr. 76; Engels Odilo et Weinfurter Stefan, Series episcoporum Ecclesiae catholicae occidentalis ab initio usque ad annum MCXCVIII. Series V: Germania. T. I: Archiepiscopatus Coloniensis, Stuttgart, 1982, S. 12.
[14] Duchesne, wie Anm. 13, S. 177-178.
[15] Hildegarius kommt 753 ums Leben (zahlreiche Annalen vermerken seinen Tod, wie zum Beispiel die Annales regni Francorum, hg. von F. Kurze, MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum [6], 1895, Neudruck 1950, S. 10).
[16] Ricolfus ist vielleicht schon 768 bezeugt (Grierson Philip, Les Annales de Saint-Pierre de Gand et de Saint-Amand. Annales Blandinienses, Annales Elmarenses, Annales Formoselenses, Annales Elnonenses [Commission royale d'histoire. Recueil de textes pour servir à l'étude de l'histoire de Belgique], Bruxelles, 1937, S. 8-9; MGH SS V, Hannover 1844, Nachdruck 1963, ed. D. Ludwig Bethmann, S. 22. Die Chronologie dieser Annalen ist fehlerhaft, vgl. Grierson, ebd., S. IX-XXIII, XXVIII-XXXI).
[17] MGH SS XIII, wie Anm. 13, S. 284. Aber andere Annalen bringen sub Pippino … anno 10 (MGH SS XXIV, wie Anm. 13, S. 337, 348, 359).
[18] Die von den Bischofslisten angegebenen Amtszeiten für Berthelmus und seine Nachfolger Ricolfus und Hildibaldus – 10, 22 und 34 Jahre – ergeben eine richtige Summe: Hildiger, Berethelmus' Vorgänger, stirbt im Jahr 753 und Hildibaldus im Jahr 818. Nach diesen Jahresangaben hätte Berthelmus den Bischofssitz von Köln von 753 bis 762/764 belegt.
[19] Gelenius Aegidius, De admiranda, sacra, et civili magnitvdine Coloniae Clavdiae Agrppinens Avgvstae Vbiorum Vrbis, libri IV,  Köln, 1645, S. 42; vgl. Oediger, wie Anm. 13, S. 34 Nr. 76; Gallia Christiana 3, Paris, 1725, Sp. 632-633.

29.02.2012, überarbeitet 24.08.2013